Unsere Behandlungsschwerpunkte

In der Vogelsbergklinik werden erwachsene Rehabilitanden mit folgenden Erkrankungen bzw. mit folgenden Therapieschwerpunkten behandelt:

 

Gezielte Hilfe bei Depressionen ist heute wichtiger denn je, denn sie gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. 

Die Krankheit erkennen

Nur bei einem Bruchteil der Betroffenen wird die Symptomatik heute frühzeitig erkannt. Am Anfang jeder Therapie steht der Entschluss, die Gründe für die Depression nicht bei sich zu suchen, sondern sich mit dieser Krankheit in ärztliche und therapeutische Hilfe zu begeben.

In der Vogelsbergklinik finden Menschen mit Depression eine entsprechende Behandlung, welche sowohl die emotionalen als auch die körperlichen Aspekte berücksichtigt. Rehabilitanden lernen durch die behutsame Hilfe erfahrener Experten, ihr Verhalten neu zu organisieren und den Alltag wieder adäquat zu bewältigen. In die Entwicklung einer Behandlung der depressiven Symptome ist der Erkrankte aktiv eingebunden und die Therapieziele werden gemeinsam abgestimmt.

Eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Eine Depression kann Symptome hervorrufen, die vielfältig sind und ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. Bei der Entstehung können Verlusterlebnisse, dauerhafte Konflikte aber auch neurochemische Prozesse beteiligt sein.

Häufige psychische Symptome sind z. B.:

  • tiefe Erschöpfung
  • Kraftlosigkeit
  • Gefühle von Trauer
  • Verzweiflung
  • Hilflosigkeit
  • Selbstvorwürfe
  • Sinnsuche und „Grübelzwang“
  • das Bedürfnis nach Ruhe und Schonung
  • sozialer Rückzug oder Todessehnsucht

Häufige körperliche Symptome können sein:

  • innere Unruhe
  • bleierne Schwere
  • Ein- und Durchschlafstörungen
  • Kopf-, Rücken- oder Brustschmerzen
  • Verlust sexuellen Verlangens
  • Appetit- und Gewichtsverlust
  • Heißhunger mit Gewichtszunahme

Die Perspektive wechseln

Betroffene machen aufgrund des Krankheitsbildes oftmals persönliches Versagen für ihren Zustand verantwortlich und suchen darum nicht nach professioneller Hilfe. Häufig werden bei Depressionen auch zunächst nur körperliche Symptome wahrgenommen und die wahre Ursache bleibt unerkannt.

Bei Depressionen ist daher eine Gesamtbewertung aller Symptome für eine zuverlässige Diagnose und eine erfolgreiche Depressions-Behandlung besonders wichtig.

Unsere Therapie

In der Klärungsphase identifizieren wir auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen sowie Ziele und Werte des Rehabilitanden und verbinden diese dann mit dem Aufbau positiver Aktivitäten, z. B. mittels Ergo- oder Sporttherapie. In der Reintegrationsphase geht es vor allem um die Sicherung der Leistungsfähigkeit und um ein Training des Alltagstransfers. 

Dieses Behandlungsangebot richtet sich gezielt an Menschen, die im pädagogischen, therapeutischen oder medizinischen Bereich tätig sind.

Wenn der Helfer Hilfe braucht

Der berufliche Alltag von Menschen, die in helfenden oder sozialen Berufen tätig sind, ist geprägt von hohen emotionalen und körperlichen Belastungen. Arbeitsbedingungen verändern sich permanent, darüber hinaus bestehen häufig Belastungen durch Konflikte in Teams und mit Klienten. Am Arbeitsplatz erfahren Helferinnen und Helfer hierbei kaum Entlastung. Gefühle von Ohnmacht, Ärger, Enttäuschung oder Schuld können entstehen, was sich negativ auf die Leistungsfähigkeit im Beruf wie auch auf das Privatleben oder die Freizeit auswirken kann.

Grenzen ziehen und Rückzugsräume schaffen

Unser Behandlungsprogramm für Rehabilitanden in helfenden Berufen gibt Angehörigen dieser Berufsgruppen Informationen und Strategien an die Hand, um Konfliktfähigkeit und Kompetenzen zur Stressbewältigung zu stärken. Sie lernen, sich dabei angemessen zu schützen, um langfristige seelische und körperliche Gesundheit zu erhalten. Ein wesentliches Element dabei ist es, eigene Belastungsgrenzen kennenzulernen und sich nach außen hin abgrenzen zu können, ggf. auch einmal "Nein" zu sagen, und so zu mehr Selbstfürsorge zu gelangen.

Wir bieten ein ressourcenorientiertes Programm, das Techniken zur Selbstregulation und systematisches Problemlösen vermittelt. Es geht um die Verbesserung der Abgrenzungsfähigkeit, Konfliktbewältigungsstrategien, Stressmanagement und die Entwicklung eigener Ressourcen.

Angst ist eine angeborene Fähigkeit und kann sehr sinnvoll sein. Ist sie jedoch nicht angemessen und beeinträchtigt die Reaktionen eines Menschen –  dann ist aus der ganz normalen Angst eine Krankheit geworden.

Die eigene Krankheit besser wahrnehmen lernen 

Jeden Menschen können gewisse Situationen oder Gedanken in Angstzustände versetzen. Von einer Angststörung spricht man erst, wenn Panikattacken oder Angstzustände unbegründet, unangemessen und dauerhaft auftreten. Zumeist macht sich die Angststörung auf körperliche und seelische Weise bemerkbar.

In der Vogelsbergklinik werden Ihnen Informationen über den Krankheitsverlauf sowie Techniken zur Überwindung der Ängste vorgestellt, darüber hinaus erlernen Sie Techniken zur Entspannung und können in den körperlichen Therapien wieder Vertrauen in den eigenen Körper aufbauen.

Körperliche Reaktionen bei Angstzuständen oder Panikattacken können sein:

  • Herzrasen
  • Atemnot
  • Schwindelgefühl
  • Sehstörungen
  • Mundtrockenheit
  • Übelkeit
  • Schwitzen
  • Zittern

Gedankliche Reaktionen bei Angstzuständen oder Panikattacken sind u.a.:

  • Katastrophengedanken
  • Hilflosigkeitsgefühle
  • Entwicklung von Vermeidungsstrategien
  • sensible Beobachtung/intensive Wahrnehmung der körperlichen Reaktionen
  • Misstrauen gegenüber dem eigenen Körper
  • Kontrollverlust

Lebensqualität zurückerlangen

Menschen mit einer Angststörung leiden oft an einer starken Einschränkung ihrer Lebensqualität, nicht nur durch ihre Panikattacken, sondern auch durch den Versuch, Situationen zu meiden, die Angstzustände auslösen.

Diese Vermeidungsstrategie gegen Panikattacken kann zu weiteren emotionalen Belastungen führen, z. B.: 

  • hohe Erwartungsangst, d. h. der ständige Gedanke an das mögliche Auftreten neuer Panikattacken
  • Gefühle der Abschottung und Einengung bis hin zur Depression
  • Verlust des Selbstvertrauens aufgrund der permanenten Angstzustände
  • Abhängigkeiten von anderen Menschen oder Medikamenten, auch von Hilfsmitteln oder Mechanismen als Schutz vor Panikattacken
  • Vermeidung ungewohnter Aktivitäten und Abschottung im gewohnten Umfeld

Ursachen erkennen und nachhaltig behandeln

Ursachen sind Stressreaktionen, die den menschlichen Organismus durch Ausschüttung von Adrenalin in einen Alarmzustand versetzen. Angstzustände bereiten den Körper also darauf vor, einer Bedrohungssituation entweder mit Flucht oder Kampf zu begegnen. Auch biographische oder genetische Faktoren können das Entstehen einer Angststörung begünstigen.

Bei Menschen mit einer Angst- oder Panikstörung koppelt das Gehirn diese notwendige Reaktion an neutrale und harmlose Reize. In Panikattacken ist der Betroffene nicht fähig, seinen Angstzuständen lösungsorientiert zu begegnen. Anstatt sich mit dem Auslöser der Panikattacken zu konfrontieren, ist ihm lediglich die Vermeidung und Umgehung der beängstigenden Situation möglich.

Bleiben krankhafte Angstzustände unbehandelt, besteht ein erhöhtes Risiko für einen chronischen Verlauf. Stellen sich Betroffene jedoch frühzeitig ihrer Angststörung, versprechen Therapien nachweisbar gute Erfolge.

Unsere Therapieansätze

Der Anspruch des Indikationsprogramms besteht nicht darin, den Rehabilitanden ein angstfreies Leben zu ermöglichen. Dieser Anspruch an die Therapie wäre mit Sicherheit nicht zu erfüllen und würde verkehrte Erwartungen wecken. Vielmehr sollen die Teilnehmer einen angemessenen Umgang mit angstbesetzten Situationen erlernen. Es geht somit um den Erwerb von Angstbewältigungsstrategien, um beispielsweise Teufelskreise von Erwartungsangst und Vermeidungsverhalten zu durchbrechen und damit den Verhaltensspielraum wieder zu erweitern. 

Ziel der Gruppentherapie ist die Diagnostik, Informationsvermittlung und Motivationsklärung. Von sehr großer Bedeutung ist hier eine genaue Diagnostik des Angstgedächtnisses. Die Erstellung einer genauen Problem- und Bedingungsanalyse gemeinsam mit dem Rehabilitanden ist dabei sehr wichtig. Im Anschluss daran erfolgt die Phase der kognitiven Vorbereitung auf mögliche Expositionsübungen. Der Rehabilitand lernt seine individuelle Angststruktur durch Beobachtung der Auslöser und der Häufigkeit genau kennen.   

Im Mittelpunkt des Adipositas-Programmes steht die kontrollierte Gewichtsreduktion unter ärztlich-psychotherapeutisch-ernährungswissenschaftlicher Aufsicht. Durch gezielte Umstellung der Ess- und Bewegungsgewohnheiten sind langfristige Erfolge bei der Therapie der Adipositas per magna und damit verbundener psychischer Störungen möglich. Das Behandlungsprogramm richtet sich an Rehabilitanden, die einen Body-Mass-Index von über 30 bis maximal 60 kg/m² aufweisen. 

Den Körper besser verstehen lernen

Wichtiger Baustein des Spezialprogrammes ist die Psychoedukation. Dabei soll vor allem die Bedeutung und Problematik einer übermäßigen Kalorienaufnahme hinsichtlich des Krankheitsbildes einer Essstörung vermittelt werden. Problem- und Situationsanalysen lassen neue Lösungsansätze ableiten. Dazu gehören auch Ressourcenarbeit zu alternativen Verhaltensweisen („Was kann ich statt Essen tun?“), das Erlernen von genussvollem Essen (Genusstraining) und der adäquate Umgang mit Schuldgefühlen nach Rückfällen. Ebenso sollen alltagstaugliche Verhaltensweisen vermittelt und umgesetzt werden.

Gemeinsam mehr Leichtigkeit finden

Im Rahmen der Ernährungstherapie werden Grundlagen der Ernährungsphysiologie, der gesunden Ernährung, der diätfreien Ernährung (Anti-Diät-Konzept), der Lebensmittelkunde, Fragen zum Energiebedarf und viele andere Themen bearbeitet. Die Lehrküche vermittelt praktische Anleitungen. Ergänzt wird das Spezialprogramm durch ein umfangreiches Sport- und Bewegungsprogramm, das speziell auf adipöse Rehabilitanden abgestimmt ist.

Speziell für unsere Rehabilitanden im Adipositas-Programm bieten wir ein webbasiertes Reha-Nachsorge-Programm an.

Erfahren Sie mehr zum Adipositas-Nachsorge-Programm hier.

In der Vogelsbergklinik führen wir die sogenannte Schematherapie im Rahmen der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen durch, die eine sehr hohe Wirksamkeit aufweist. Insbesondere Rehabilitanden mit Persönlichkeitsstörungen sprechen häufig nicht zufriedenstellend auf Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) an.

Ansätze der Schematherapie

Die traditionelle Kognitive Verhaltenstherapie setzt voraus, dass bei den Rehabilitanden eine ausreichende Motivation vorhanden ist, dass sie in der Lage sind, Gedanken und Gefühle (akkurat) wahrzunehmen und im Sinne von Zielen zu verändern und dass sie darüber hinaus in der Lage sind, eine sichere Bindung zum Therapeuten einzugehen. Diese Voraussetzungen sind häufig bei schwerer erkrankten Rehabilitanden mit chronischen psychischen Störungen nicht oder nur teilweise gegeben. Ausgehend von diesen Problemen entwickelte J. Young die Schematherapie, die gezielt Elemente beinhaltet, um diesen spezifischen Schwierigkeiten gerecht zu werden. 

Die Schemata entwickeln sich durch die Nicht-Erfüllung zentraler emotionaler Bedürfnisse in der Kindheit, wie z. B. das Bedürfnis nach sicherer Bindung, Autonomie oder nach Spontanität und Spielen sowie frühe Erlebnisse wie Traumatisierung, Überbehütung oder selektive Internalisierung/Identifikation mit wichtigen Bezugspersonen. 

Die Modi der Schematherapie

Die zu beobachtenden Verhaltensreaktionen (Aggression, Manipulation, Dominanz, Abhängigkeit, Selbstverletzung, Selbsterhöhung, Abwertung etc.) können vor den jeweiligen aktivierten Modi verstanden werden:

  • Kind Modi (Vulnerables Kind, ärgerliches Kind, impulsives Kind): Gefühle der Angst, Hilflosigkeit, Rage bedingen das aktuelle Verhalten
  • Eltern Modi (Strafender oder Fordernder) beinhalten die internalisierten negativen Erfahrungen in der Kindheit und Jugend mit den Bezugspersonen

Die jeweiligen Bewältigungsstrategien – auch Modi genannt – (z. B. Überkompensieren, Vermeiden, Sich Fügen) entziehen sich häufig der bewussten Wahrnehmung des Betroffenen und dienen dazu, den verletzenden Einfluss des Eltern-Modus auf den Kind-Modus erträglich und aushaltbar zu machen. 

Die eigene Störung reflektieren und verstehen

Diese Bewältigungsstrategien verursachen im gegenwärtigen Leben der Rehabilitanden häufig Probleme. Deshalb ist das zentrale Element in der Schematherapie, den Rehabilitanden empathisch mit der Dysfunktionalität in seinem gegenwärtigen Leben zu konfrontieren und ihn vom unbewussten Abwehrsystem zur Entwicklung seines gesunden Erwachsenen-Ichs zu führen.

Erfahren Sie mehr über die Schematherapie hier.

Auf ein- oder mehrmalige höchst belastende Ereignisse und Situationen außergewöhnlicher Bedrohung können Menschen eine behandlungsbedürftige Reaktion entwickeln. Die Behandlung von traumatisierten Rehabilitanden zählt seit Jahren zu den Schwerpunkten der therapeutischen Arbeit der Vogelsbergklinik. Die Zielgruppe sind Rehabilitanden mit posttraumatischer Belastungsstörung und andauernder Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung.

Ursachenvielfalt

Sie ist zu verstehen als eine anhaltende Stressreaktion auf traumatische Lebenserfahrungen, wie z. B.:  

  • Unfälle
  • körperliche/seelische Gewalt
  • Naturkatastrophen
  • Kriegserlebnisse
  • lebensbedrohliche Erkrankungen
  • Todesfälle
  • Verwahrlosung

Liegt eine psychische Traumafolgestörung vor, sollte die Behandlungsbedürftigkeit von Fachleuten geprüft werden. Normalerweise machen sich Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung innerhalb kurzer Zeit nach dem Ereignis bemerkbar. Sie können aber auch nach Jahren auftreten, z. B. wenn ein aktueller Vorfall dem damals Erlebten ähnelt. Dann spricht man von einer sog. verzögerten posttraumatischen Belastungsstörung.

Eine facettenreiche Krankheit

Das Leidensbild der posttraumatischen Belastungsstörung ist nicht nur zermürbend, sondern auch verwirrend vielfältig. Vielen Betroffenen sieht man den inneren Kampf nicht an, sie leiden "nur" innerlich, da sie nicht erwarten, auf Verständnis zu treffen. Im Allgemeinen kommt es - nachdem die erste Schreck- oder Schockreaktion abgeklungen ist - zu einem Verlust an Lebensfreude, an Interesse, Aktivität, Initiative und Kreativität. Alles scheint wie weggeschmolzen. Dann "beißt" sich regelrecht ein ständiges, fast zwanghaftes Wiedererinnern mit ängstlicher Unruhe, Anspannung und Erregungsbereitschaft fest. Schlafstörungen in Verbindung mit Albträumen können zur inneren Zermürbung beitragen.

Manchmal entsteht auch das Gefühl, als ob sich das belastende Ereignis gerade wiederholt, bisweilen nur aufgrund eines belanglosen Auslösers aus der Umgebung oder durch reine Vorstellung. Daraus resultiert dann ein entsprechendes Vermeidungsverhalten mit Rückzug und Isolationsgefahr. Schließlich droht eine zunehmende Leistungseinschränkung, da Aufgaben nur noch mit größter Anstrengung zu bewältigen sind.

Nach den neusten Erkenntnissen der Traumaforschung ist die erste und besonders wichtige Phase der Traumatherapie das Erreichen von Selbstschutz, Sicherheit und Stabilität. Das Erlernen eines besseren Umgangs mit den Traumafolgen und die Selbstfürsorge in der Gemeinschaft sind die Schwerpunkte unserer Stabilisierungsarbeit.

Die Therapie in der Vogelsbergklinik

Die Behandlung erfolgt im gleichen therapeutischen Setting wie bei anderen Rehabilitanden der Klinik. Die traumatisierten Rehabilitanden sind in das Klinikleben vollständig integriert und nehmen wie alle anderen Rehabilitanden am Bezugsgruppenprogramm und zusätzlich am Indikationsprogramm für Traumatisierte teil. 

Das Bezugsgruppenprogramm gliedert sich in 3 zusätzliche Module, eine psychoedukative Gruppe „Trauma verstehen“, eine körpertherapeutisch orientierte Gruppe zur verbesserten emotionalen Selbstregulation und eine traumaadaptierte KBT-Gruppe (Konzentrative Bewegungs-Therapie). Es werden in den Gruppen weiterhin Techniken wie Grounding- und Distanzierungstechniken (z. B. Skills, imaginative Techniken) vermittelt und angeleitet.

Das grundsätzliche Ziel der Behandlung besteht darin, den Betroffenen ein genaueres Verständnis ihrer Erkrankung zu ermöglichen und die selbstregulativen Fähigkeiten zu verbessern, um somit den Umgang mit den Belastungen im Hier und Jetzt zu erleichtern und ggf. auf eine spätere traumakonfrontative Arbeit vorzubereiten.

In unserem Setting steht eine Traumakonfrontation nicht im Zentrum und ist regelhaft nicht vorgesehen.

Chronische Schmerzen stellen zunehmend erhebliche Beeinträchtigungen der Betroffenen hinsichtlich ihrer persönlichen Lebensqualität dar. Aber auch die Minderung der Erwerbsfähigkeit, mithin schon im frühen Erwachsenenalter, ist kritisch zu betrachten, da vorzeitige Berentungen nicht selten die Folgen einer chronifizierten Schmerzstörung sind.

Chronische Schmerzen verstehen lernen

Von chronischem Schmerz spricht man, wenn der Schmerz länger als sechs Monate anhält oder immer wiederkehrt. Die Ursachen hierfür sind zumeist vielschichtig und bestehen sowohl aus körperlichen als auch seelischen Einflussfaktoren. Oft ist jedoch kein Zusammenhang mehr zwischen dem Schmerz und der Schädigung bzw. der Erkrankung, die einst den Schmerz auslöste, erkennbar. Es wird angenommen, dass psychische Faktoren eine entscheidende Rolle beim Beginn, für die Schwere, die Verschlechterung und die Erhaltung des Schmerzes spielen. Zur Umsetzung notwendiger Ziele in der Behandlung von chronischen Schmerzstörungen ist ein multiprofessionell strukturiertes Behandlungsmanagement unabdingbar.

Mehr Lebensqualität durch Schmerzbewältigung

Häufig verursacht der chronische Schmerz erhebliche Beeinträchtigungen oder Behinderungen. Beispiele für eine Behinderung durch den Schmerz sind die häufige Inanspruchnahme des Gesundheitssystems, das Anwachsen des Schmerzproblems zu einem zentralen Thema im Leben des Individuums, eine nennenswerte Einnahme von Medikamenten oder u. U. auch Beziehungsprobleme. Die Lebensqualität der Schmerzpatienten kann erheblich beeinträchtigt sein. Als besonders gravierend gelten die psychosozialen Folgen (Vereinsamung, Depression o. ä.), von denen diese Menschen und ihre Angehörigen oft zusätzlich betroffen sind.

Dem Schmerz aktiv begegnen

Die Ziele der verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Schmerzbewältigungsgruppe sind daher vielfältig. Dazu zählen beispielsweise die Förderung der Fähigkeit zur Selbsthilfe und zur Selbstkontrolle des Schmerzes, die Förderung der Arbeits- und Genussfähigkeit trotz vorhandener Schmerzen und die Verringerung der Schmerzintensität und des Leidens unter dem Schmerz. Aber auch die körperliche und soziale Aktivierung sowie die Förderung der allgemeinen Lebensqualität spielen eine zentrale Rolle. 

Die Vermittlung eines individuellen bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells und eingehende diagnostische Klärung ist notwendig, um über Informationsvermittlung, körperliche (Re-)Aktivierung und dem Erlernen eines Entspannungsverfahrens wieder zu einer Verbesserung der Lebensqualität zu finden. Hilfreich kann dabei sein, sich auch aktiv mit seelischen Belastungsfaktoren auseinander zu setzen und an diesen zu arbeiten.

Ziele unseres Behandlungsmanagements

  • Schmerzlinderung und psychische Stabilisierung
  • Förderung eines adäquaten bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnisses
  • Verständigung auf ein gemeinsames Krankheitsmodell
  • Förderung der aktiven Mitarbeit des Rehabilitanden
  • Verhinderung von schädigendem Krankheitsverhalten
  • Beginn einer Therapiestrategie und umfassende Aufklärung durch die behandelnden Ärzte und Psychologen unter Einsatz somatischer und psychotherapeutischer Interventionen
  • Beratung über die sozialmedizinischen Auswirkungen der Erkrankung unter Berücksichtigung der Arbeitssituation
  • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit 

Nach entsprechender Befunderhebung und Diagnosestellung durch Fachärzte unter Einschluss einer umfassenden Schmerzanalyse, die auch den Einsatz von standardisierten Schmerzfragebögen bereithält, wird der Rehabilitand neben der Behandlung im Bezugsgruppenprogramm in unser Schmerzfachprogramm integriert.

Ergänzt wird das psychotherapeutische Programm durch ein ausgewogenes Sport- und balneophysikalisches Angebot und durch medikamentöse Neueinstellungen- bzw. Umstellungen.

Die stetig wachsende Zahl auf Mobbing zurückführbarer psychosomatischer Beeinträchtigungen und Erkrankungen sind vor allem depressive und angstbezogene Störungen. Diese entwickeln sich zumeist auf der Basis anhaltender und extremer sozialer Stressfaktoren im Kontext des Arbeitsgeschehens. Wir gehen davon aus, dass es sich nicht um klassische Formen der Depression oder Angst handelt und deshalb auch spezifische Techniken zu effektiven Behandlung eingesetzt werden müssen.

Was ist Mobbing?

Nach der von Zapf (1999) vorgeschlagene Definition ist Mobbing eine Situation länger anhaltender systematisch und zielgerichteter Feindseligkeiten, Belästigungen, Schikanen, Ausgrenzungen durch Kollegen oder Vorgesetzte, in denen der Mobbing-Betroffene unterlegen ist. Dies muss häufig und wiederholt auftreten (mindestens 1x je Woche) und sich über einen längeren Zeitraum (mindestens 6 Monate) erstrecken.

In der Einzel- und Gruppentherapie lässt sich durch Vermittlung störungsrelevanten Wissens die zumeist stark zentrierte Selbstaufmerksamkeit im Sinne einer ausgeprägten Opfer-Haltung abschwächen, um wieder ins Handeln zu kommen und Lösungen zu finden.

Bei der Behandlung von Patienten mit Migrationshintergrund die kulturellen Barrieren zu überwinden – das ist ein wichtiger Anspruch der Vogelsbergklinik. Aus diesem Grund hat die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie ein "Migrantenprogramm" entwickelt, für das mehrere türkisch sprechende Ärzte und Psychotherapeuten im Haus zur Verfügung stehen. Die Mitarbeiter/innen sind speziell geschult, haben kultur- und migrationsspezifische Kenntnisse und besitzen interkulturelle Handlungskompetenz. Dazu gehören u. a. eine vorurteilsbewusste Haltung und Sprache, die Unterscheidung zwischen kultur- und nicht kulturbedingten Konflikten sowie eine kultursensible Anamnese und Diagnostik.  

Mit Empathie zum Behandlungserfolg  

Neben der sprachlichen Verständigung sind es auch die nonverbalen Kommunikationsprozesse, die den erfolgreichen Verlauf einer psychosomatischen bzw. psychotherapeutischen Behandlung beeinflussen. Hierzu sind kulturspezifische Kenntnisse notwendig, um von Migranten verwendete Symbole, Redewendungen, Gestiken und Mimiken auf den gemeinten Sinn richtig zu deuten, sowie Reaktionen auf bestimmte Verhaltensweisen bzw. Themen verstehen zu können. Darüber hinaus erfordert das Herstellen einer tragfähigen therapeutischen Beziehung ein migrationsspezifisches Wissen, wie z. B. Kenntnisse über Familienkulturen in den Herkunftsgesellschaften sowie über den sozialen und rechtlichen Status von Migrantenfamilien.

Besonderheiten erkennen und verstehen 

Neben Kommunikationsproblemen und anderen Missverständnissen in interkulturellen Begegnungssituationen ist die psychosomatische Komplexbehandlung mit weiteren kulturell bedingten Schwierigkeiten konfrontiert. So unterscheidet sich die kulturspezifische Einstellung vieler Migranten der 1. Generation zu Krankheit und Leiden meist wesentlich von der Einstellung deutscher Rehabilitanden. Erkrankungen werden oft eher als Folge äußerer Einflüsse gesehen, denen man passiv und hilflos ausgesetzt ist und die teilweise als Strafe für vorangegangene Verfehlungen betrachtet werden.

Oft sind magische oder religiöse Vorstellungen für das eigene Krankheitsverständnis und für die Heilung mitbestimmend. Hinzu kommt, dass gerade diese Migrantengruppe nur wenig über die mögliche psychische und soziale Mitbedingtheit von Erkrankungen weiß und über bio-psycho-soziale Zusammenhänge kaum Kenntnisse hat. Die Betonung von Eigenverantwortlichkeit und die Anregung zur Selbstreflexion werden häufig als Schuldzuweisung verstanden und führen daher schnell zu einem Absinken der Therapiemotivation. 

Für den Aufbau einer für die Therapie wesentlichen positiven "Rehabilitand-Therapeut-Beziehung" und zum Verständnis der Symptomatik ist es notwendig, die kulturspezifische Einstellung zu Krankheit und Krankheitserleben sowie zu Heilungsvorstellungen mit einzubeziehen, ggf. Modifikationen in der Behandlung vorzunehmen und in erster Linie zu einer Klärung der Erwartungshaltungen und zu einer gemeinsamen Vorstellung vom therapeutischen Prozess zu gelangen.

Vereint auf dem Weg zur Genesung

Wir bieten die Möglichkeit zur Psychotherapie in türkischer Sprache – sowohl in den psychotherapeutischen Einzelgesprächen wie auch in der Bezugsgruppe.

Die Erfahrung, sich muttersprachlich verstanden und unterstützt zu fühlen, ist eine gut Basis, um die Hintergründe der Entstehung von Krankheiten erarbeiten und Behandlungswege planen zu können.

Da nur die Psychotherapie muttersprachlich angeboten werden kann, ist es unbedingt notwendig, dass basale Deutschkenntnisse vorhanden sind, um auch von den anderen therapeutischen Angeboten profitieren zu können und den Alltag in der Klinik zu bewältigen.

Ein selbstverständlicher Service der Klinik ist, dass die wichtigsten Informationen und Formulare neben der deutschen auch in türkischer Sprache angeboten werden. Mit dem Abschlussfragebogen – ebenfalls in türkischer Sprache – haben die Rehabilitanden mit Migrationshintergrund die Möglichkeit, die Klinik und ihren Aufenthalt zu bewerten. Diese Feedbacks helfen der Klinik, sich ständig zu verbessern.

Alle Rehabilitanden, deren Anmeldepapiere auf einen Migrationshintergrund hinweisen, werden von uns vorher angeschrieben und gefragt, ob sie auf Deutsch oder auf Türkisch behandelt werden möchten. 

Angebote und Therapiebausteine speziell für türkischsprachige Migranten

  • Wöchentliches psychotherapeutisches Einzelgespräch mit türkischsprachigem Therapeuten
  • Psychotherapeutische Bezugsgruppe in türkischer Sprache
  • Wöchentliche Bezugsgruppe “Körperpsychotherapie – Konzentrative Bewegungstherapie mit KBT-Therapeuten
  • Schmerzgruppe
  • Wochenrunde zur Besprechung allgemeiner und organisatorischer Angelegenheiten
  • Visiten mit türkischer Übersetzung

Weitere Gruppentherapien und -aktivitäten speziell für türkischsprachige Migranten 

  • Wassergymnastik
  • Wirbelsäulengymnastik
  • Außenaktivität: Erkundungsspaziergang 
  • Stabipower
  • MTT
  • Nordic Walking

Optional:

  • Für die zahlreichen Nichtschwimmer wird eine Schwimmschule angeboten. Neuschwimmer erhalten dann eine Urkunde über ihren Lernerfolg
  • Trainingsprogramm für Angstkranke mit Ängsten vor speziellen Situationen

Besondere Programmpunkte im Jahreskreis

Zweimal jährlich wird anlässlich der hohen islamischen Feiertage ein gemeinsames Fest – Opferfest und Zuckerfest – gefeiert. Es beginnt jeweils mit einer Busfahrt zur 20 Minuten entfernt liegenden Moschee zum Feiertagsgottesdienst. Anschließend bietet die Klinik allen Moslems ein Festtagsfrühstück mit türkischen Spezialitäten, zu dem auch die Mitarbeiter/innen des Migrantenteams und die Klinikleitung eingeladen sind.

Die Vogelsbergklinik bietet Präventivkuren für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr an. Die Zielsetzung dieser Präventivkuren unterscheidet sich deutlich von den Zielen einer psychosomatischen Rehabilitation. Während in der Rehabilitation eindeutig Psychotherapie, Verhaltensmodifikation und berufliche Wiedereingliederung im Mittelpunkt stehen, geht es in der Präventivkur für Bundeswehrsoldaten hauptsächlich um die Erhaltung der Leistungs- und Dienstfähigkeit. 

Auftanken und zur Ruhe kommen

Präventive Maßnahmen sind vorbeugende Maßnahmen, die schon im Vorfeld die Entstehung von Erkrankungen verhindern sollen. Erholung, Regeneration, „die Akkus aufladen“, Stabilisierung, Abschalten, Abstand gewinnen, Stressabbau und Entspannung stehen daher im Mittelpunkt unserer Präventivkur, die drei Wochen dauert.

Das Angebot der Vogelsbergklinik im Rahmen der Präventivkur gliedert sich in zwei Teile. Wir unterscheiden zwischen einem Basisangebot, welches für jeden Bundeswehrsoldaten identisch ist, und einem bedarfsabhängigen Angebot, das sich nach den individuellen Wünschen und Anliegen des einzelnen Teilnehmers richtet. 

Individuelle Präventivkuren

Das Basisangebot besteht aus der medizinischen Aufnahmeuntersuchung, einer täglichen morgendlichen Zusammenkunft der Rehabilitanden mit den zuständigen Therapeuten und einer Reihe von Angeboten aus den Bereichen Physikalische Therapie, Physiotherapie, Sporttherapie und Entspannungstraining. Dazu gibt es gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Kletterpark, Hochseilgarten oder Mountainbike-Touren.

Neben dem Basisangebot können im Bedarfsfall nach Absprache auch spezielle und individuelle Angebote genutzt werden. Dazu zählen eine psychologische Beratung, Ernährungsberatung und bei medizinischer Indikation weitere physiotherapeutische bzw. balneophysikalische Angebote. Außerdem besteht die Möglichkeit, an unseren vielfältigen Gesundheitsvorträgen teilzunehmen.

In der Freizeit und an den Wochenenden können die Einrichtungen der Vogelsbergklinik wie Schwimmbad, Sauna, Fitnessraum, Lichttherapie und Solarium genutzt werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit zur Teilnahme am Freizeitprogramm (z. B. Sportkurse und Ausflüge).